7 Kreativitätstechniken, die du kennen solltest

Was ist das Erste, an das du denkst, wenn du Namen wie Steve Jobs, Ernest Hemingway oder Marie Curie hörst?  

Genie. Wunderkind. Visionär.  Wahrscheinlich fällt auch dir einer dieser Begriffe ein, wenn du diese berühmten Persönlichkeiten beschreiben müsstest. Wir tendieren dazu, kreative Köpfe wie diese auf ein Podest zu stellen. Warum? Weil ihre Kreationen weiterleben, auch lange nachdem sie es nicht mehr tun, und weil sie diese Kreationen mit uns – der Öffentlichkeit – geteilt haben.

Kreativität braucht allerdings kein öffentliches Werk. Dafür musst du keine neue Kunstepoche einleiten oder ein fliegendes Auto erfinden. Jeder kann kreativ sein. Alles, was es dazu braucht, ist das richtige Umfeld und einen offenen Geist. Denn kreatives Denken ist eine Geisteshaltung und eine Art, die Welt um sich herum zu verarbeiten. 

Laut Scott Barry Kaufman, Autor des Buches Wired to Create, muss Kreativität drei Prinzipien folgen: 

  • Original: Der Schöpfer geht über die Norm hinaus
  • Sinnvoll: Die Kreation ist funktional oder bietet eine neue Interpretation
  • Überraschend: Das Ergebnis überrascht nicht nur den Schöpfer, sondern auch diejenigen, die es erleben

Wenn du dir nun ein paar Momente Zeit nimmst, um dir das durch zu denken, kommst du zum Schluss, dass sich diese dreiteilige Definition sowohl auf Startups und Entrepreneurs als auch Autoren, Designer und IT-Spezialisten anwenden lässt. Und wahrscheinlich auch auf so ziemlich jeden anderen. 

Mit diesen drei Prinzipien im Hinterkopf möchte ich dir im Folgenden sieben Kreativitätstechniken vorstellen, die dir dabei helfen, deine eigene Kreativitätsfähigkeit zu boosten. 

1. Fang klein an – Kreativität braucht Geduld

Mal ganz nüchtern betrachtet ist Kreativität vor allem eins: Problemlösung. Schwierig wird es, wenn du versuchst, zu viele Probleme auf einmal zu lösen. Dann kann es sich gleich mal so anfühlen als würde ein Tornado in deinem Kopf wüten, der es unmöglich macht, klar zu denken – geschweige denn all deine Ideen auf originelle Art und Weise zu kombinieren.  

Kommt dir diese Situation bekannt vor? Wenn ja: Es gibt eine Lösung! Und die ist fast so offensichtlich wie effektiv: Konzentrier dich auf ein kleines Problem nach dem anderen. Das gilt sowohl für kollaborative als auch für private Aufgaben. Du kannst keinen Roman in einer Sitzung schreiben (außer du bist Barbara Cartland), stattdessen beginnst du mit einer Seite. Dann der nächsten. Und danach machst du eine Pause, in der deine Ideen weiter Form annehmen.  

Der Vorteil dabei ist nicht nur, dass sich kleine, konsistente Schritte langsam in ein großes Ganzes summieren, sondern sie ermöglichen es dir auch, richtiges Brainstorming zu betreiben und dieses eine Teil des Puzzles von allen Seiten zu betrachten. 

2. Schaff dir Limits – die Grenzen der Phantasie

1960 wettete der Verlagsgründer von Random House, Bennett Cerf, mit einem seiner Autoren, Theo Geisel (alias Dr. Seuss), dass er mit nur 50 verschiedenen Wörtern kein großartiges Kinderbuch schreiben könnte. Dr. Seuss nahm die Wette an und schuf Green Eggs and Ham, das sich seit seiner ursprünglichen Veröffentlichung über 200 Millionen Mal verkauft hat.

Wie ist das möglich? Limits. Ähnlich wie bei der Fokussierung regen Limits die Kreativität an. Sie bringen dich dazu, weiter zu denken, weiter zu gehen und unkonventionelle Assoziationen zu bilden, die oft zu innovativen Lösungen führen. Wenn du jemand bist, der von Limits eher frustriert ist, starte einen Selbstversuch und bring dich dazu, sie zu akzeptieren.

Mehr noch: Nutze sie zu deinem Vorteil! Wenn du nun also das nächste Mal in einer Situation bist, in der du vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr siehst: Setz deiner Arbeit Limits. Gib dir zum Beispiel ein vordefiniertes Wortlimit für deine nächste Schreib-Session, oder höchstens eine Stunde, um deinen Arbeitsplatz neu zu gestalten.  

3. Lass deine Gedanken schweifen – Vorstellungskraft ist Trumpf

Die meisten Menschen haben ihn beim Duschen, Wäsche aufhängen oder beim Gassi gehen mit dem Hund: den Aha-Moment. Das mag nach Klischee klingen, aber die Wirkung ist real, und wird sogar von der Wissenschaft unterstützt. 

In einem Artikel der Harvard Business Review von David Rock und Josh Davis erklären die Autoren, dass das Gedanken-schweifen-lassen der Auslöser für wichtige Erkenntnisse sein kann. Sie zitieren einen Kreativitätstest, bei dem Forscher den Teilnehmern zwei Minuten Zeit gaben, um neue Anwendungen für Alltagsgegenstände wie Ziegel und Schuhe zu entwickeln. Während einer 12-minütigen Pause mussten einige Personen eine schwierige Gedächtnisaufgabe bewältigen. Andere Teilnehmer erhielten eine leichte Aufgabe, die das Gedanken-schweifen-lassen förderte:

“Die Menschen in der letzteren Gruppe erbrachten beim zweiten Mal, als sie die Aufgabe der kreativen Objektverwendung erledigten, eine um etwa 40% bessere Leistung. Umgekehrt zeigten die Teilnehmer, die die anspruchsvolle Aufgabe erledigt hatten, keine Verbesserung.”

Das Gehirn braucht Zeit zum Verarbeiten und Erforschen. Versuch, Pausen, Spaziergänge oder etwas anderes zu planen, dass deinen grauen Zellen etwas Luft zum Atmen gibt. Setz dich neuen Ansichten und Geräuschen aus. Das Ändern deiner Gedankenmuster ist oft alles, was du brauchst, um deine kreativen Glühbirnen anzuknipsen.

4. Automatisiere und systematisiere – schaffe Platz für Inspiration

Kreativität braucht Zeit und Raum, um zu wachsen. Hier kommt die Automatisierung ins Spiel. Wenn du repetitive Prozesse, Schritte oder Aufgaben systematisieren, delegieren oder sogar eliminieren kannst, sparst du dir wichtige Zeit. Somit entstehen neue Freiräume, auf denen eine kreative Problemlösung aufbaut.

Das mag einfach klingen, kann aber der Unterschied zwischen dem durch den Tag laufen und bloßem auf der Stelle treten sein. Wenn du Schwierigkeiten hast, Raum für Inspiration zu finden, wirf einen Blick auf deine Prozesse.

  • Womöglich gibt es da den einen oder anderen, der sich automatisieren lässt?
  • Wo würde es Sinn machen, bewährte Systeme zu implementieren?
  • Welche Tätigkeiten nehmen unnötig viel Zeit in Anspruch?
  • Was erfordert deine volle Aufmerksamkeit und sollte daher höher priorisiert werden? Was nicht?

Wenn du Struktur schaffst, machst du gleichzeitig Platz für neue, spannende Ideen. 

5. Frag: “Was wäre wenn?” – lass deiner Phantasie freien Lauf

Wir haben es in Punkt 2 schon angesprochen: Limits grenzen Probleme ein und machen sie leichter handhabbar. Im Gegensatz dazu kann es allerdings auch förderlich sein, die Grenzzäune einzureißen und deinen Horizont zu erweitern.

Eines der neun Kernprinzipien für Innovation von Google ist, dass jeder das Ziel haben sollte, zehnmal besser zu sein. Nicht nur ein bisschen besser. Zehnmal besser. Stell dir vor, du entwickelst ein neues Dienstleistungsangebot. Anstatt die Messlatte ein wenig höher zu legen, frag dich: Was würde die aktuelle Version zum absoluten Knaller machen? Dieses Prinzip kannst du auf so viele Probleme anwenden:

  • Wie könnten wir die Gewinne um das Zehnfache steigern?
  • Wie könnten die sozialen Auswirkungen zehnmal so hoch sein?
  • Wie würde diese Erfahrung für unsere Kunden 10-mal mehr Spaß machen?

Jetzt drehen sich deine Räder, oder? Mach weiter so! Klar, du wirst auf die ein oder andere völlig abgedrehte Idee stoßen, aber die Chancen stehen gut, dass du dazwischen auch mal über eine Goldgrube stolperst.

6. Beweise Mut zur Veränderung – neue Wege gehen

Erinnerst du dich an das Newtonsche Gesetz? Wenn nicht, hier eine kurze Auffrischung: Das Newtonsche Gesetz besagt, dass ein ruhendes Objekt dazu neigt, in Ruhe zu bleiben, während ein bewegtes Objekt in Bewegung bleibt. Deshalb ist der dritte Kilometer eines Laufs so viel einfacher als der erste, und die Couch scheint eine magnetische Anziehungskraft auf dich auszuüben, wenn du Netflix guckst.

Die gleiche Logik gilt für Produkte (und auch für Dienstleistungen). Sobald man anfängt, an einem Teil zu basteln, beginnt man, andere Probleme zu sehen, die behoben werden müssen. Das muss aber in keinster Weise negativ sein, im Gegenteil. Die Dynamik, die du entwickelst, fließt in neue Aspekte deiner Arbeit ein und kann dich zu kreativen Lösungen inspirieren.

Die Veränderung einer etablierten Routine, Praxis oder sogar deines tagtäglichen Arbeitsraums kann ebenfalls zu Durchbrüchen führen.

Also investiere mal ein bisschen Zeit in die Überlegung, wie du Dynamik aufbauen kannst. Such nach großen und kleinen Veränderungen, die dich in eine neue Richtung führen könnten. 

7. Hab Selbstvertrauen

Es gibt unzählige externe Faktoren, die Kreativität beeinflussen, positiv sowie negativ. Was besonders in letzterem Fall zählt, ist das Vertrauen in dich und deine Fähigkeiten.

Du kannst das. Du findest die Lösung, die du brauchst und die Antwort, die du suchst, weil du weisst, wo du stehst und wo du hinwillst. Vertrau darauf, pflege dieses Vertrauen, und finde heraus wieviel du allein dadurch erreichen kannst. Du wirst dich selbst überraschen.

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